Aus- und Fortbildung in CranioSacraler Therapie
Santosh Claudia Weber
"Der Körper ist eine Funktionseinheit. Körper, Geist und Seele arbeiten als ein vereintes Ganzes, das kontinuierlich damit beschäftigt ist, sich selbst zu heilen." Andrew T. Still
Die craniosacrale Therapie dient sowohl dem kranken als auch
dem gesunden Menschen.
Sie kann alleine oder ergänzend zu
anderen Therapien eingesetzt werden:
Craniosacrale Therapie ist eine sehr feine und sanfte, jedoch intensive und tiefgehende Körperarbeit. Sie beschäftigt sich mit dem System der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, dem Liquor. Die Gehirn- und Rückenmarkshäute kleiden den Schädel (Cranium) und die Wirbelsäule bis zum Kreuzbein (Sacrum) durchgehend aus. Der Liquor fließt in den Gehirn– und Rückenmarkshäuten und pulsiert dabei. Diese Pulsation wird als craniosacraler Rhythmus bezeichnet. Auch andere gezeitenartige Bewegungen können im Liquor beobachtet werden. Sie werden über die angrenzenden Strukturen auf den ganzen Körper übertragen. Wie der Atem und der Herzschlag sind die Bewegungen und Pulsationen des Liquors lebenswichtig und beeinflussen unsere Lebenskraft, Gesundheit und unser Wohlbefinden. Störungen in dem „Lebensfluss“ des Liquors können vielfältige Ursachen haben z.B. Unfälle, Stürze, Operationen, Erkrankungen oder Verspannungen, aber auch lang anhaltender Stress.
Craniosacrale Therapie behandelt deshalb nicht nur Schädel und Kreuzbein sondern auch die inneren Organe (viszerale Therapie), die Wirbelsäule, Gelenke, Muskeln und Faszien (parietale Therapie), den ganzen Körper.
Der Patient/die Patientin bleibt während der Behandlung bekleidet. Er /sie liegt auf einer bequemen Behandlungsliege. Es kann aber auch im Sitzen oder Stehen behandelt werden. Der/die Behandler/in erfühlt mit sehr viel Achtsamkeit den Körper der Patientin/des Patienten. Die Grenzen des gesamten Systems - Körper, Geist und Seele – werden so respektiert. Dies ist insbesondere bei langjährigen Schmerzpatienten hilfreich. Ebenso bei Patienten mit hoher psychischer Belastung z.B. durch eine Erkrankung oder bei Traumata durch Operationen, Unfällen, eine schwere Geburt usw.. Der/die Behandler/in kennt sich deshalb mit den Auswirkungen von Stress, Schock und Trauma aus und kann Patienten während der Behandlung verbal begleiten.
Die viszerale Therapie (von lat. Viscera = Eingeweide) ist die Behandlung der inneren Organe. Ein Organ folgt den Bewegungen des Zwerchfells bei der Atmung (= Mobilität) und den Bewegungen des Körpers. Und jedes Organ hat seine eigenen Bewegungen durch seine Physiologie sowie seine innere Atmung mit dem Atem des Lebens (= Motilität). Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit eines Organs können Auswirkungen auf die Vitalität und die Funktion des Organs haben. Sie wirken sich aber auch auf andere Organe und Systeme wie z.B. das craniosacrale und parietale System, das cardiovaskuläre und das neuroendokrine System, das Hormonsystem oder das Immunsystem aus.
Die parietale Therapie behandelt die Elemente des Stütz- und Bewegungsapparates. Hierzu zählen Muskeln, Knochen, Gelenke, Faszien sowie Sehnen und Bänder.
Das parietale System war das ursprüngliche System von A.T. Still.
Stress und traumatische Erfahrungen sind Teile unserer täglichen Lebenserfahrung. Wie wir mit Stress und Trauma umgehen kann auf vielerlei Art und Weise unser Persönlichkeitssystem formen. Die Reaktionen auf Stress und Trauma werden als Stressantwort bezeichnet. Ungelöste Stressantworten können im Körper viele Probleme und Symptome hervorrufen, die wir bei Patienten und vielleicht bei uns selbst sehen.
Craniosacrale, viszerale und parietale Therapie in Verbindung mit den Fertigkeiten von Somatic Experiencing© - Traumalösung nach Peter Levine ist eine sanfte Möglichkeit, Stress und Traumata sanft und ohne erneute Retraumatisierung aus einem System heraus zu begleiten.
Dr. Andrew Taylor Still (1828-1917) entwickelte Ende des 19.
Jahrhunderts die Osteopathie.
Er erkannte, dass alle
Strukturen im menschlichen Organismus in Bewegung sind und
miteinander in Verbindung stehen.
Dr. William Garner Sutherland (1873 - 1954) war einer der ersten Schüler von Still. Seine Forschungen und Untersuchungen bilden die Grundlage der cranialen Osteopathie.
Sutherland entdeckte, dass die einzelnen Knochen des Schädels untereinander beweglich sind. Mit seinen Händen konnte er feine physiologische, gezeitenartige Bewegungen wahrnehmen, die unabhängig von Herzschlag und Atmung sind. Er nannte diese Bewegungen primäre Atmung. Als Ursache palpierte er eine in uns allen innewohnende Kraft (engl. Potency), die durch den „Atem des Lebens“ hervorgerufen wird und ein Ausdruck des Lebens selbst ist. Die cerebrospinale Flüssigkeit, die unser Gehirn und Rückenmark umgibt, wird mit dieser Kraft angereichert „potenziert“. Wenn die Kraft von der cerebrospinalen Flüssigkeit (CSF) aufgenommen wird, dann entstehen gezeitenartige Bewegungen (Tide) in den Flüssigkeiten des Körpers. Sie transportieren die Kraft des Atems des Lebens zu allen Zellen und Geweben. Das Wirken der Potency innerhalb der CSF nannte Sutherland flüssiges Licht – liquid light.
Dr. Rollin E. Becker (1910-1996) war seit 1934 Osteopath.
1944 traf er William G. Sutherland. Sein Verständnis war, dass
sich das Leben in Bewegung äußert und die Kraft des Lebens in
der Stille wohnt. Alles Leben entspringt dieser fundamentalen
Kraft. Die Natur dieser Kraft ist Stille – eine dynamische
Stille voll an Potential. Eine Stille, die man lernen kann zu
erspüren, so wie man Bewegung erspüren kann. Becker betonte
immer, dass im Behandler und im Patienten dieselbe Stille und
dasselbe Leben in Bewegung existieren.
Dr. John Upledger
(1932- 2012) Arzt und Osteopath, beobachtete bei einer Operation
an der Halswirbelsäule rhythmische Bewegungen in der
cerebrospinalen Flüssigkeit - einen craniosacralen Rhythmus. Mit
Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden konnte er seine
Beobachtungen wissenschaftlich beweisen. Er brachte die
Bedeutung emotionaler Prozesse in die craniosacrale Therapie
ein. Upledger war der Erste, der begann, auch Nicht-Osteopathen
in craniosacraler Therapie zu unterrichten.
Franklyn Sills (geb. 1947) studierte viele Jahre die späten Arbeiten von Sutherland sowie die Arbeiten von Becker. Er entwickelte ein Konzept, nach dem das Flüssigkeitssystem des Körpers das ordnende Prinzip des „Atems des Lebens“ zu allen Teilen übermittelt. Damit sind die Flüssigkeitsdynamiken des Körpers essentiell für den Ausdruck von Gesundheit. Einschränkungen in den Flüssigkeitsdynamiken des Körpers, die die unterschiedlichsten Symptome hervorrufen können, werden in einer Behandlung erkannt und durch spezifische Handpositionen an Schädelknochen, Membranen, Organen, Muskeln, Gelenken und Bindegewebe gelöst.
Sills nennt seine Arbeit Craniosacral Biodynamics. Biodynamisch bedeutet das Wissen und Wahrnehmen der Kräfte (engl. Potency), die dem Leben zugrunde liegen. Sie verbindet alle Bereiche der craniosacralen, viszeralen, parietalen und Traumatherapie mit der therapeutischen Kraft des „Atems des Lebens“, der Dynamischen Stille sowie weiteren geltenden und lebenserhaltenden Naturgesetzen.
Michael Shea (geb. 1952) war 1986 einer der ersten Lehrer am Upledger Institut. Er unterrichtet weltweit seit mehr als 30 Jahren craniosacral therapy, myofacial release, visceral manipulation. Sein besonderes Anliegen ist die Cardiopathie. Dabei wird die Gesundheit von Herz und vaskulärem System mit Hilfe von Primärer Respiration und Stille in sich selbst und im Klienten erspürt.
Jean Pierre Barral Der Ursprung der viszeralen (von lat. viscera= Eingeweide) Behandlungen, der direkten Behandlung der inneren Organe, ist unbekannt. Den größten Beitrag zur Entwicklung der viszeralen Osteopathie hat der französische Osteopath Jean-Pierre Barral geleistet. Er wird auch vielfach als der Begründer der viszeralen Osteopathie genannt.
Craniosacrale Therapie behandelt nicht nur den Schädel (cranium) und das Kreuzbein (Os sacrum) sondern den ganzen Menschen. Sie ist eine sanfte und tiefgreifende Form der Behandlung und ist dadurch sehr gut geeignet bei der Vor- und Nachbehandlung von Mutter und Kind. Bei der Geburtsvorbereitung ist es wichtig, dass der Therapeut bei der Behandlung das Ungeborene mit einbezieht.
Möglichkeiten bei der Geburtsvorbereitung mittels craniosacraler Therapie sind z.B.:
Bei der Geburt wirken starke Kräfte auf den Körper des Kindes
ein, insbesondere auf den Schädel und die Wirbelsäule.
Je länger eine Geburt dauert, desto weniger ist das System des
Kindes in der Lage, die Kompression und Deformationen von Schädel-
oder Wirbelsäulen auszugleichen. Je länger diese Kompressionen
wiederum auf den Körper einwirken, desto mehr kommt es zu
Entwicklungsverzögerungen bzw. Entwicklungsstörungen z.B. des
Gehirns.
Craniosacrale Therapie bietet Möglichkeiten, schon kurz nach einer
Geburt die Strukturen auszugleichen und somit weitere Folgen zu
verringern. Möglichkeiten der Behandlung: